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Ansprachen:

            Ort/Zeit: Oldenburger Rathausmarkt, 19.09.2001
            Redner <Speaker>: Pastor Walter Lück i. R. (Kirche), Dr. Pervez Zamurrad Janjua (I.K.O.)
            Prof. Dr. Wolfgang Nitsch (Universität Oldenburg), Herr Adler (PDS)


Friedenskundgebung        Oldenburg, 19.09.2001

Meine sehr verehrte Damen und Herren!
Im Namen des islamischen Kulturvereins Oldenburg möchte ich unser tiefes Mitleid für die Angehörigen der Terroropfer in den USA zum Ausdruck bringen. Wir, die Muslime, verurteilen diesen brutalen, furchtbaren Akt des Terrorismus.
Der Islam ist eine Weltanschauung des Friedens im Wortlaut wie auch im Sinne des Wortes. Im Koran, dem letzten offenbarten Buch des islamischen Glaubens, nach Tora und Bibel, heißt es: "...Wer einen Menschen tötet...., dann ist es, als ob er die gesamte Menschheit getötet habe. Und wer einen Menschen am Leben erhält, dann ist es, als ob er die gesamte Menschheit am Leben erhalten hätte..." (Koran 5:32). Im Islam sind Menschenrechte grundsätzlich geregelt. Muhammad, der letzte Prophet des Islam nach Moses und Jesus, sagte in seiner letzten öffentlichen Rede bei der Abschiedspilgerfahrt in Mekka: "O ihr Menschen! Gewiss sind euer Leben und Vermögen und eure Ehre genauso würdig wie dieser heutige Tag der Pilgerfahrt." Zur Gewährleistung des Friedens wurde im Islam unter anderen die Rechte der Nachbarschaft betont. Zum Nachbarrecht sagte Prophet Muhammad: "Der beste Gefährte bei Gott ist jener, der seinen Gefährten (alles) gönnt, und der beste Nachbar bei Gott ist jener, der seinen Nachbarn (alles) gönnt". Dazu gehört vor allem die Achtung von Leib, Vermögen und Ehre der Nachbarn. Somit verpflichten sich Muslime ihren Nachbarn, unabhängig von ihrer Glaubenszugehörigkeit, im alltäglichen Lebens zu helfen und ihnen in ihrer Freude wie auch Trauer beizustehen.
Auf gesellschaftlicher Ebene werden diese Rechte in den Ländern, in den Muslime in Mehrheit leben, in der Regel geachtet. Beweis dafür ist die Absicherung des Lebens und Vermögens der Nichtmuslime in diesen Ländern. Auch die Erfahrungen der Nachkriegszeit ermitteln ein friedliches Leben der Muslime mit ihren christlichen und sonstigen Nachbarn in Europa und USA. Schulter an Schulter leisteten sie zum Wiederaufbau Europas ihren Beitrag. Die Grundrechte Europas werden auch von Muslimen geachtet. Ohne die Achtung dieser Rechte wäre die Einwanderung und Aufenthalt der Muslime auch in Deutschland kaum vorstellbar. Auch die Bestrafung für die Verletzung dieser Rechte ist für die Muslime eine Selbstverständlichkeit. Wenn ein Christ mit deutscher Zugehörigkeit ein Verbrechen begeht, wird nur er zurecht in seiner Person als Verbrecher benannt und nicht die Christen im allgemeinen dafür verantwortlich gemacht. Warum soll bei einem Verbrecher mit muslimischer Religionszugehörigkeit nicht die gleiche Regel gelten? Warum sollen für einige Verbrecher die ganzen Muslime, das heißt über ¼ der gesamten Menschheit dafür zur Rechenschaft gezogen werden?
Der Terror ist ein Übel, das mit allen Mitteln bekämpft werden muss. Zur Bekämpfung des Terrorismus müssen vor allem die Ursachen dieses Übels nachgeforscht werden. Häufig liegen die Ursachen des Terrorismus in den ungleichen Strukturen menschlicher Gesellschaften. Eine Verbesserung dieser Strukturen und Eliminierung der Diskriminierung zwischen Menschen kann erheblich zur Beseitigung des Terrorismus beitragen. Ebenfalls können die Gefahren des Terrors durch präventive Maßnahmen sowie verbesserte Sicherheitsmechanismen reduziert werden. Wenn alle diese bzw. sonstigen Mittel nicht helfen, dann sollen Terroristen in ihrer Person entsprechend ihrer Taten zur Rechenschaft gezogen werden. Eine Gesamtverurteilung bestimmter Religion oder Region ist kein geeignetes Mittel zur Absicherung des Weltfriedens.
In der gegenwärtigen Epoche der Globalisierung wächst die Notwendigkeit eines friedlichen Zusammenlebens der Menschen, weil nicht nur die materiellen sondern auch die moralischen Verflechtungen damit anwachsen. Daher bitten wir die Verantwortlichen die Belange der menschlichen Vernunft und Gerechtigkeit bei der Bekämpfung des Terrorismus nicht zu vernachlässigen.
Dr. Pervez Zamurrad Janjua, Vorstandsvorsitzender, Islamischer Kulturverein Oldenburg e.V.

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